Donnerstag, 9. Oktober 2014

[Rezension] Imaginaerum by Nightwish

Imaginaerum by Nightwish
(2012, Regie Stobe Harju)

Tom Whitman (Francis X. McCarthy), ein alternder Komponist, leidet unter schwerer Demenz. Immer wieder hat er Erinnerungslücken und kann sich plötzlich nicht mehr an vertraute Personen erinnern. Er ist bereits seit vielen Jahren krank und erinnert sich nicht mehr an sein Leben als Erwachsener; lediglich die Erinnerungen seiner Kindheit sind ihm geblieben. So reist er als zehnjähriger Junge (Quinn Lord) durch seine eigene Fantasie. Während Tom langsam ins Koma abdriftet, versucht seine Tochter Gem (Marianne Farley), sich dem ihr über die Jahre fremd gewordenen Vater wieder etwas anzunähern. Da jedoch die Hindernisse - Toms Koma und sein bevorstehender Tod - übermächtig sind, ist seine Tochter am Verzweifeln. Doch durch die dunkelsten Geheimnisse ihres Vaters entdeckt Gem einen Weg, der es ihr vielleicht ermöglicht, Tom wiederzufinden ...

[Rezension] Katatonia - Dethroned & Uncrowned

Katatonia - Dethroned & Uncrowned
(2013, Kscope Music)

1. The Parting
2. The One You Are Looking For Is Not Here
3. Hypnone
4. The Racing Heart
5. Buildings
6. Leech
7. Ambitions
8. Undo You
9. Lethean
10. First Prayer
11. Dead Letters




Dethroned & Uncrowned ist die Akustik-Version des hochgelobten Vorgängeralbums Dead End Kings, realisiert durch ein Crowdfunding bei PledgeMusic. Wer jetzt aber schlechte Qualität und ein billiges Abkupfern erwartet, wird enttäuscht - oder eher positiv überrascht - werden, denn Katatonia lassen sich auch bei dieser Neuauflage alten Materials nicht lumpen.

Mit gewohnter Eleganz begeben sich die Schweden in ihre eigene, unverkennbare Klangwelt. Unverändert düster und melancholisch erklingt Jonas Reskes Stimme über den herbstlich angestrichenen Akustikgitarren der Kollegen Anders Nyström und Per Eriksson. Der Fokus von Dethroned & Uncrowned liegt deutlich auf den Gesangsharmonien, die leider unverändert von der Ursprungsplatte übernommen wurden. Dennoch wirken die Songs frisch, denn das immer präsente Piano rückt hier klar ins Rampenlicht. Die Drums hingegen wurden komplett im kreativen Keller gelassen - sehr zum Leidwesen des Gesamtklangbildes, dem es hin und wieder ein wenig an Nachdruck mangelt.

Fazit: Trotz kleinerer Mängel steht die minimalistische Interpretation den elf Songs unglaublich gut zu Gesicht. Herzzerreißend schön und traurig bis in die letzte Faser, gelingt es Katatonia, ihre Fans noch tiefer in ihre Welt hineinzuziehen. Und es ist eine Welt, in der man sich gern verliert. 3/5 Federn plus eine Bonusfeder, weil mir diese Neuinterpretation tatsächlich besser gefällt als das Original.



Anspieltipps: "The One You Are Looking For Is Not Here", "Undo You", "Lethean"

Mittwoch, 20. August 2014

[Rezension] R. Scott Bakker - The Darkness that Comes Before

It's a world scarred by an apocalyptic past, evoking a time both two thousand years past and two thousand years into the future, as untold thousands gather for a crusade. Among them, two men and two women are ensnared by a mysterious traveller, Anasûrimbor Kellhus - part warrior, part philosopher, part sorcerous, charismatic presence - from lands long thought dead.

The Darkness that Comes Before is a history of this great Holy War, and like all histories, the survivors write its conclusion.

Dienstag, 19. August 2014

[Rezension] Blind Guardian - A Twist in the Myth

Blind Guardian - A Twist in the Myth
(2006, Nuclear Blast)

1. This Will Never End
2. Otherland
3. Turn the Page
4. Fly
5. Carry the Blessed Home
6. Another Stranger Me
7. Straight Through the Mirror
8. Lionheart
9. Skalds & Shadows
10. The Edge
11. The New Order



Blind Guardian sind so ziemlich die deutsche Power Metal - Band. Mit ihren epischen Melodien, den griffigen Refrains und natürlich Hansi Kürschs gottgleicher Stimme haben sie sich einen Platz in den Herzen internationaler Fans gesichert und gleichzeitig die Messlatte hochgelegt für alle Bands, die in dieselbe Kerbe schlagen wie sie.

Auf A Twist in the Myth verlässt die Band den Pfad, der ihnen ewigen Ruhm einbrachte. Die Erkennungsmerkmale, die unverwechselbaren Eigenheiten im Sound des blinden Wächters sind zwar nicht verschwunden, mitnichten - aber die Neuorientierung gen Progressive Metal ist nicht überhörbar, genauso wenig wie der ordentliche Schuss Symphonic- und Folk Metal, den sie in ihr Klanggebräu gegeben haben. Wenn man böse wäre, könnte man den neuen Stil als uninspiriertes Potpourri aus Helloween, Nightwish und Månegarm bezeichnen. Da aber doch mehr dran ist als das, sage ich, dass Blind Guardian mit dieser Scheibe eine interessante Gratwanderung zwischen den Genres wagen - und dabei auch noch eine gewohnt gute Figur machen.

[Rezension] Guaia Guaia - Eine Revolution ist viel zu wenig

Guaia Guaia - Eine Revolution ist viel zu wenig
(2013, Universal)


1. Absolute Gewinner
2. Terrorist
3. Von Stadt zu Stadt
4. Häuschen am Ostkreuz
5. Neues Land
6. Die Reichen
7. Mach sauber
8. Pfandflaschenbusiness
9. Analphabet
10. Eigenes Vorbild
11. Alle Autos fliegen hoch
12. Superpenner
                                                                                       13. Eine Revolution ist viel zu wenig


Von der Straße zum Major Label - Guaia Guaia haben es geschafft. Das Mecklenburger Duo, bestehend aus Elias Gottstein (links im Bild) und Luis Zielke (rechts), das seit 2010 auf selbstgebauten Fahrrädern durch die Republik düst, all ihre Habseligkeiten immer bei sich und ohne festen Wohnsitz, hätte sich wohl selbst kaum gedacht, dass es je so weit kommt. Schließlich ist das Unterschreiben eines Plattenvertrags ja fast so etwas wie sich genau der Konsumgesellschaft hingeben, die sie so verabscheuen, oder?

Wie dem auch sei. Guaia Guaia haben sich jedenfalls auf dieses Experiment eingelassen und am 12. Juli 2013 ihr erstes nicht-selbstproduziertes Album "Eine Revolution ist viel zu wenig" auf den Markt gebracht, einen Tag nach der Premiere ihres Dokufilms "Unplugged: Leben Guaia Guaia".

Was haben wir da also? Erst einmal eine bunte Mischung aus Elias' Gitarre, Luis' Trompete und Beats vom Laptop. Das sympathische Straßenkünstler-Duo mischt ohne Angst vor Genregrenzen so ziemlich alles, was ihnen in die Finger gerät, so wie sie es auch abseits des Musikmachens tun. Heraus kommt also "HiphopFunkReggaeRockElectroPop", wie n-tv so hübsch zusammenfasst. Nicht immer gelungen ("Die Reichen") und nie das wirklich neu erfundene Rad, aber die Konservenbüchsen-Beats sind auch nicht das, was Guaia Guaia ausmachen. Denn dafür sind die Texte zuständig: ungeschliffen, unverschämt und mit gekonnt eingeflochtenen Witz sprechen Guaia Guaia Klartext über ihr Leben auf den Straßen der Republik ("Von Stadt zu Stadt"), Probleme mit der Polizei ("Terrorist", "Häuschen am Ostkreuz") und die Intoleranz der Deutschen (eindrucksvoll im Titelsong: 'Hier bei uns im Land der Glatzen / Kann ein Kopftuch ja nur Terror sein / Ja im Land der Waffenschmieden / Können Friedenstauben Bomben sein'). Sich selbst sieht das Duo dabei als "Absolute Gewinner", denn ihrer Meinung nach kann man aus jeder Situation etwas gewinnen. Selten war Naivität so sympathisch.

Neben den Texten verfügen aber auch die Herren selbst über ordentlich Wiedererkennungswert: Elias mit seiner leicht nasalen, an Jan Delay erinnernden Stimme, Luis mit seinem unglaublich tiefen Bariton, mit dem er prima synchronsprechen könnte. Richtig gesungen wird nicht, vermutlich würde das auch schief geraten, aber der Sprechgesang der beiden Mecklenburger passt ohnehin viel besser zur ihrer Musik. Und wenn sie dann noch gestehen, "Analphabet" zu sein - ja, dann kann man Guaia Guaia eigentlich nur noch mögen.

3/5 Federn plus ein fetter Sympathiepunkt meinerseits für dieses durchaus gelungene Major Label-Debüt.


[Rezension] Yalda Lewin - Die dunkle Seite des Weiß


Eine Patientin der Beelitzer Heilstätten verschwindet im Jahr 1911 spurlos – und taucht 100 Jahre später kaum gealtert wieder auf. Die Tote wird in den Ruinen des berühmten Lungensanatoriums gefunden und stellt die Behörden vor Rätsel.

Der Hochsensible Jakob Roth, einst bester Ermittler für paranormale Kriminaldelikte in Berlin, übernimmt den Fall der mysteriösen Leiche. Er, der zwei Jahre zuvor aufgrund eines „unliebsamen Vorkommnisses“ unehrenhaft entlassen wurde, kämpft allerdings nicht nur um die Aufklärung des Mysteriums, sondern auch um die Wiederherstellung seines Rufes und um die Liebe einer Frau, die er nicht vergessen kann. Doch genau das könnte ihn das Leben kosten ...

[Interview] Maja Ilisch

Maja Ilisch ist eine deutsche Fantasy-Autorin, Mutter des Tintenzirkels und hat bisher zwei Romane veröffentlicht: Das Puppenzimmer bei dotbooks und Geigenzauber bei Carlsen Impress. Sie lebt mit ihrem Mann in Aachen.

[Interview von 2013. Warnung: Das Interview ist ein wenig lang geraten, aber glaubt mir, es lohnt sich!]


- Hallo Maja! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Stell dich doch einmal vor - wer bist du, was machst du, und wie bist du zum Schreiben gekommen?

Danke für die Einladung! Erst einmal zum Formellen: Mein Name ist Maja Ilisch, Jahrgang 1975, und ich lebe als freie Schriftstellerin im schönen Aachen. Bevor es dazu gekommen ist, habe ich als Bibliothekarin und Buchhändlerin gearbeitet, und weil die Situation auf dem Arbeitsmarkt in diesen Berufen sehr angespannt ist, kann ich meinen Lebenslauf mit noch ein paar sehr interessanten Sachen füllen, ich habe Wärmflaschen verkauft und eine Friedhofsstatistik erstellt, natürlich nur, damit ich später mal in Interviews mehr zu erzählen habe.
Aber dabei habe ich die ganze Zeit über geschrieben. Dazu bin ich auf dem einfachsten möglichen Weg gekommen: Im ersten Schuljahr habe ich schreiben gelernt, und es war für mich eine logische Folgerung, dass ich dann auch Geschichten schreibe - warum sonst hätte ich mir die ganze Mühe mit dem lernen machen sollen? Meine ersten schriftstellerischen Versuche stammen daher aus dem zweiten Schuljahr, aber das ist nichts, was heute irgendjemand würde lesen wollen. Richtig ernst geworden ist es, als ich so um die fünfzehn war und zum ersten Mal einen längeren Text (von legendären 35 Seiten) fertiggestellt habe.
Und von da an sind die Bücher einfach immer länger geworden. Im Studium habe ich dann meinen ersten Roman geschafft, und bis ich zu meiner ersten Veröffentlichung gekommen bin, konnte ich auf zwölf Romane, zwei Hörspielscripte und mehrere Drehbücher für Gerichtsshows zurückblicken. Schriftstellerei ist die einzige Tätigkeit, bei der ich es schaffe, meine Stelle auf Dauer zu behalten, da war es nur logisch, das dann auch irgendwann ganz offiziell zu meinem Beruf zu erklären.